ÖFFNUNGSZEITEN:

 

Für Schulklassen  und  Gruppen auf telefonische Anfrage jederzeit möglich.  Sonst jeden ersten Sonntag im Monat von 13:30h bis 16:00h geöffnet (ausser Januar und Februar).  Insbesondere für Kinder im Schulalter geeignet

(ab 3.Primar).                      

Kein Kinderhütedienst.

info@steinzeit-live.ch 

 

Telefon

Max Zurbuchen

+41 (0)62 / 777 26 36 

+41 (0)79 / 562 34 86        

 

Adresse:

Steinzeitwerkstatt Boniswil

Leutwilerstrasse 6

CH-5706 Boniswil AG

Mit freundlicher Unterstützung von: Gemeinde Boniswil Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg, Lotteriefonds Kanton Aargau

Prähistorischer Keramikbrand

An unserem Archäologiefest im Mai 2022 demonstrierte Pierre-Alain Capt, Cuarny, wie in prähistorischer und römischer Zeit Tongefässe hergestellt wurden. Einige Gefässe blieben über dem Sommerhalbjahr bei uns in der Steinzeitwerkstatt und trockneten langsam dahin um im Spätherbst in jungsteinzeitlicher Technik gebrannt zu werden.
Wir kennen bis anhin aus Grabungen der Jungsteinzeit keine speziellen Einrichtungen wie Gruben oder Öfen zum Brennen von Keramik. Wir müssen davon ausgehen, dass die Keramik damals in einem offenen, unkontrollierten Feuer gebrannt wurde.
In einer flachen, ca. 20 cm tiefen Grube von 1m Durchmesser wurden sieben Gefässe aus diversen Tonen und von unterschiedlichsten Grössen kopfüber gestellt. Am Grubenrand entfachte Pierre-Alain zuerst mehrere kleine Feuer aus Zweigen und Holzspänen, die allmählich mit dickeren Ästen zu einem einzigen Feuer vergrössert wurden. Er wollte mit dem langsamen Temperaturanstieg verhindern, dass das rasche Entweichen des Wassers als Wasserdampf die Keramik sprengt. Trotz dieser vorsichtigen Vorgehensweise flog alsbald ein Boden weg, bei zwei weiteren Töpfen gab es Abplatzungen an der Gefässoberfläche. Betroffen waren zwei Gefässe aus einem industriell hergestellten Ton. Die Töpfe aus manuell gewonnenem und gereinigtem Ton überstanden dagegen den Brennvorgang unbeschadet.
In einer zweiten sehr kleinen Grube wurden die heissen Gefässe mit Sägemehl überdeckt und so unter Luftausschluss ein paar Minuten einem reduzierenden Brand ausgesetzt. Sie erhielten dadurch einen tiefschwarzen, leicht metallisch angehauchten Farbton.
Einmal mehr zeigte sich, wie wichtig experimentalarchäologisches Arbeiten ist. Sie helfen alte Techniken zu begreifen, deren Abläufe kennen zu lernen und gewisse Funde und Beobachtungen als Ergebnis von gelungenen oder misslungenen Vorgängen zu erkennen.
Pierre-Alain, herzlichen Dank für deinen sonntäglichen Einsatz für unsere Steinzeitwerkstatt!!

Text und Fotos: Othmar Wey

Archäologie in der Region Wohlen

 

Am Sonntagnachmittag des 12. Juni trafen sich bei prächtigem Sommerwetter 10 vorgeschichtlich interessierte Personen beim Treffpunkt «Alpenzeiger» oberhalb von Anglikon, Wohlen, zur Frühlingsexkursion. Hier ist ein bemerkenswerter Kraftort mit spektakulärem Alpenpanorama. Wir wurden von Max und Eva begrüsst. Sie haben die Exkursion perfekt vorbereitet. Mit Wegweiser zur Stele und präpariertem Dschungelpfad durch Dornen, Brennnesseln und Sturmholz. Anhand von Bildtafeln wurden wir in die Archäologie im Häslerhau und Hohbüel-Wald eingeführt. Die frühesten Ausgrabungen fanden von 1925 bis 1930 unter Leitung des Bezirksschullehrers Emil Suter statt. Es gab an diesem Standort mindestens drei Grabhügel, in denen Lanzenspitzen, Bronzefibeln, Schmuckringe, Tonnenarmbänder und Bronzegefässe geborgen wurden. Die Grabhügel werden in die spätere Hallstattzeit datiert. Die Sammlung der Funde von Wohlen wurden vorerst im Bezirksschulhaus Wohlen ausgestellt. Dann kamen sie in die Kantonsarchäologie in Brugg. Einen Teil der Sammlung kann man angeblich im Museum Burghalde in Lenzburg besichtigen.

 

Max erzählte uns anekdotenhaft wie er selber ca. 1965 eine Nachgrabung im Häslerhau durchführen konnte. Er konnte Steinsetzungen, teils noch gesetzte Megalithen und eine umgelegte Stele mit deutlichen anthropomorphen Merkmalen aufspüren. In einer Militäraktion wurde letztere wieder aufgerichtet. In den nachfolgenden Jahrzehnten wurde die Grabungsfläche wieder von Brennnesseln und Dornengestrüpp überwuchert. Die Stele war wohl durch Forstarbeiten wieder umgelegt worden, Max hat sie ein zweites Mal im Gestrüpp unter Moos aufgefunden und konnte sie durch den Forstdienst wieder aufstellen lassen. Da sieht man wie schnell vorgeschichtliche Denkmäler im Gelände wieder von der Natur überwuchert werden.

 

Ein kleiner Waldspaziergang führte uns zum Granitfindling «Wolfhüslistein», ein sagenumwobener und geheimnisvoller Megalith auf einer wallartigen Anhöhe beim Hägglinger Rothübel. Max präsentierte uns Theorien von phantasievollen Sagengespinsten und die eher zutreffende wissenschaftliche Deutungen der Experten. Der Megalith verfügt über 2 Reihen von 15 bis 20 cm in den Stein gemeisselten vierkantigen Vertiefungen. Gemäss Sage soll da ein «Wolfshüsli», das heisst eine Wolfsfalle über dem Stein aufgebaut und verankert worden sein mit einer Klappvorrichtung, um Wölfe zu fangen. Eine quer über den Stein laufende flächige Rinne soll dazu gedient haben, den Wolf anzulocken. Eine wohl etwas gesuchte und technisch knifflige Konstruktion? Man hat ja Wölfen oder Bären früher eher mit Fallgruben nachgestellt. Max hat uns nun die eher wissenschaftliche Deutung erläutert. Von den Römern ist bekannt, dass in Italien auch heute noch Doppelspitzhämmer zur Anfertigung von Spaltlöchern im Felsgestein verwendet werden. Grosse Felsblöcke werden dann direkt mit Metallspaltkeilen zertrümmert bzw. senkrecht gespalten. Aus irgendeinem Grund wurde dieser Granitfindling nicht gespalten, vielleicht Widerstand der ansässigen Bevölkerung? Oder ein gesteinstechnisches Problem? Man könnte sich vorstellen, dass der Granitfindling urgeschichtlich schon vorrömisch als Altarstein verwendet wurde und dann diese rätselhafte Rinne eine Bedeutung oder Funktion hatte? Vielleicht gibt es ähnliche Objekte in anderen Regionen. Max hat uns eine Abbildung eines Findlings im Jura mit ähnlichen vierkantigen Lochungen gezeigt, jene Fundstelle gilt als «römischer Steinbruch». Zum Abschluss versenkte Max einen eng passenden vierkantigen Holzblock in einer Lochung. Könnte sein, dass der Fels nun doch noch gesprengt wird oder auch nicht?

 

Durstige Seelen durften sich noch bei einem Apéro verabschieden und die Heimfahrt antreten. Wir bedanken uns bei Max und Eva für den spannenden Exkurs in die Welt der Sagen und der archäologischen Forschung bis zum nächsten Mal.

Anton Schamböck, Luzern, im Juni 2022

Archäologie entlang der Saane im Greyerzerland

Dank dem Bau der Autobahn in den 1970er Jahren und dem einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung wurde auch die reiche Vergangenheit des Greyerzerlandes aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Neben herausragenden Funden wie zinnüberzogener Tonware, attischer Keramik, römischen Bronzestatuen und reichen frühmittelalterlichen Grabausstattungen, sind im Greyerzerland auch interessante Geländedenkmäler zu bestaunen. Diese waren Ziel der Herbstexkursion der Steinzeitwerkstatt Boniswil vom 25./26. September 2021.
Wir starteten mit dem hallstattzeitlichen "Fürstensitz" von Châtillon-sur-Glâne. Perfekt gelegen auf einer Spornlage beim Einfluss der Glâne in die Saane ist die Wall-Grabenanlage noch deutlich im Terrain sichtbar. Leider gab es Grabungen nur auf sehr kleiner Fläche, so dass noch viele Fragen offen sind. Mit den vielen im Vorgelände liegenden Grabhügeln bekommt Châtillon-sur-Glâne ein Potenzial wie man es heute von der Heuneburg an der Donau kennt. Wir besichtigten nach einem lauschigen Spaziergang entlang der Saane die zwei Grabhügel von Au Port, von denen der eine noch immer den uralten Grabungsschnitt von 1911 aufweist; sehr gut ist darin sein Steinkern sichtbar.

Nach einem feinen Mittagessen auf der Sonnenterrasse des Restaurants "Le Vignier" bei le Bry erwartete uns eine Neuheit: Riccardos Solarboot setzte uns auf der Ile d'Ogoz im Greyerzersee ab, nicht ohne uns vorher auf einer halbstündigen Fahrt die landschaftlichen Reize des nördlichen Greyerzersees zu zeigen. Herzlichen Dank, Riccardo! Die Ile d'Ogoz ist ein seit der Bronzezeit besiedelter Sporn am im Stausee untergegangenen Flusslauf der Saane und kann heute nur noch sehr selten trockenen Fusses erreicht werden, letztmals 2002. Die Ruinen wurden in den letzten zwei Jahrzehnten konserviert, die Kapelle eignet sich bestens für Hochzeiten und ähnliche Festlichkeiten. Vielleicht sieht man sich wieder dort, nicht wahr Michael!

Unterdessen wurde es später Nachmittag, Zeit für einen Apéro am Ufer des Sees, unweit der Grabungen Othmars, der 1988-90 drei Sommer ein frühmittelalterliches Gräberfeld untersuchte. Eines der zwei Tuffgräber, das für ein später leider gescheitertes Museumsprojekt des Kantons vorgesehen war, kann immer moch besichtigt werden. Nur der Tote und seine Beigaben fehlen nun!
Am Abend traf man sich in einer Strassenbeiz in der Altstadt von Bulle. Trotz einsetzendem leichten Regen wurde der Abend ein gelungener Anlass. Eines der Hauptthemen war unbeabsichtigt das was man am nächsten Tag in Ursins antraf.
Zuerst ging es aber nach Riaz-Tronche Bélon, einem gallo-römischen Kultplatz des 1.-3. Jh. n.Chr. Dank einem gefundenen Votivtäfelchen weiss man, dass der Tempel dem keltisch-römischen Kriegsgott Mars Caturix geweiht war. Später, im 6.-7. Jh., wurden in seinem Umfeld über 200 frühmittelalterliche Gräber angelegt. Der Kriegsgott Mars hat übrigens bis heute überdauert: nämlich im unmittelbar daneben gelegenen Dorf namens "Marsens"!! Dass der römische Tempel nicht alleine in der Landschaft steht, ist dank zahlreichen römischen Villen und einem Dorf (Vicus) in seiner direkten Umgebung durch Grabungen bezeugt. Und wer ein römisch geschultes Auge hat, sieht in einer Geländeerhebung ein weiterhin im Boden schlummerndes szenisches Theater. Auch hier gilt: es gibt noch viel zu tun!
Im unscheinbaren kleinen Dorf Ursins, auf dem Weg nach Yverdon, findet man wiederum einen gallo-römischen Tempel. Auf dem Fundament der Cella ruht heute das Kirchenschiff und das Fundament der römischen Umfassungsmauer ist heute als Begrenzung des Kirchgeländes noch sehr gut erhalten. Das Christentum besetzte einen antiken Kultplatz!

Nach einer köstlichen Pizza in Yvonnand stand der Höhepunkt des zweiten Tages an: Der Besuch beim Antiktöpfer Pierre-Alain Capt in Cuarny. Er produzierte für die Steinzeitwerkstatt einige jungsteinzeitliche Töpfe nach Othmars Vorgaben. Heute zeigte er was man alles aus Ton bzw. seinem Brand herausholen kann, wie man ein Gefäss nach jungsteinzeitlicher Manier machte und was man dank schnelldrehender Drehscheibe erreichen kann. Das Ergebnis war so verblüffend, dass die auf der Drehscheibe entstandene Vase sofort einen begeisterten Abnehmer fand. Im November wird sie gebrannt. Zu diesem Ereignis fährt wieder eine Delegation nach Cuarny. Auch weitere Gefässe fanden einen Käufer im Seetal. Pierre-Alain sei herzlichst für seinen Empfang mit Bier und Kuchen gedankt. Wir hoffen alle ihn in Boniswil einmal wiedersehen zu können.

Text: Othmar Wey; Fotos Beat Meier, Othmar Wey

Schaffhausen 2.0

Aus Anlass der Sonderausstellung "Bis auf die Knochen" im Museum Allerheiligen ging es nach unserer vorjährigen herbstlichen Exkursion am 21.  August unerwartet wieder nach Schaffhausen.
Am Vormittag besuchten wir das berühmte Kesslerloch in Thayngen, oft aufgesuchter Lagerplatz späteiszeitlicher Jäger und SammlerInnen. Hier fand man einst neben Tausenden anderer Funde den Lochstab mit dem brünftigen Rentier. Unweit davon entfernt liegt in einer Felsspalte die Grabhöhle "Vorder Eichen", in der man 1913 u.a. die Überreste einer jungsteinzeitlichen Kinderbestattung fand. Die Funde datieren sie in den Zeitraum um 4000 v.Chr.
Thayngen weist auch eine Fundstelle auf, die seit 2011 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört: die jungsteinzeitliche Siedlung im Weier.  Unser Mitglied Reiner liess es sich natürlich nicht nehmen uns sein vor wenigen Jahren erworbenes Pfahlbauhaus zu zeigen. Mit viel Engagement führt sein Team im Sommer Schulklassen in das jungsteinzeitliche Leben vor 4000-6000 Jahren ein. Der Erfolg ist so gross, dass er sogar Klassen abweisen muss.
Nach einem feinen Mittagessen in Schaffhausen, ging es an die Knochen. Sabine Landis, die die Ausstellung "Bis auf die Knochen" konzipierte, zeigte welche Informationen man heute dank modernen wissenschaftlichen Arbeitsmethoden aus menschlichen Knochen herausholen kann. Spannend was heute schon möglich ist!
Der Ausflug wurde mit einem Besuch der am Stadtrand liegenden Fundstellen Dachsenbühl und Schweizersbild abgerundet. Erstere ist wiederum eine jungsteinzeitliche Begräbnishöhle mit 6 Gräbern. Der Abri "Schweizersbild" wurde bereits in der ausgehenden Altsteinzeit um 13'000 v.Chr. mehrmals als Lagerplatz genutzt. Später in der Jungsteinzeit legte man hier wiederum ein Gräberfeld mit 22 Grabgruben an ... und 2021 kam man auf die ursprüngliche Funktion zurück. Er diente archäologisch Interessierten als gelungener Platz für einen die Exkursion abschliessenden Apéro.

Römisches Seengen

In den letzten Jahren häuften sich in Seengen die Grabungsaktivitäten der Kantonsarchäologie Aargau. Zum einen ist der Bauboom in der Kernzone rege, zum anderen liegen genau hier prähistorische Siedlungszonen, die von der Jungsteinzeit bis ins Frühmittelalter hineinreichen.
Aufgrund einer grösseren Überbauung wird seit Februar 2021 an der Hinterdorfstrasse wieder gegraben und geforscht. Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Neben spätbronzezeitlichen Siedlungsspuren (um 1000 v. Chr.) in Form von Gruben und Pfostenlöchern entdeckte die Equipe um David Wälchli und Daniel Huber auch einen bis anhin nicht erkannten römischen Strassenkörper.
Die zweiphasige, ca. 40cm dicke Strassenkofferung weist eine Breite von 7m (!) auf. Innerhalb des Strasse im hangabwärts gelegenen Drittel, findet sich parallel dazu verlaufend ein ebenfalls zweiphasiger Graben. Die Breite von 7m ist erstaunlich, da 3-4m bei römischen Strassen üblich sind. Ob hier einst eine römische Autobahn durchs Tal führte?  Um die heute bekannten römischen Villen in und um Seengen  ans römische Strassennetz anzuhängen, ist eine derartige Breite jedenfalls nicht erforderlich. 
Wohin des Weges? Man darf annehmen, dass die römische Strasse von Lenzburg herkommend auf der ersten Geländeterrasse weiter talaufwärts Richtung Süden führte. Im Luzerner Seetal sind denn auch weitere römische Villen bekannt, aber kein römischer Alpenpass in der Zentralschweiz, der die Überbreite der Strasse erklären würde.  Noch verbleiben also einige Fragen, die erst mit zukünftigen Grabungen beantwortet werden können.

Herbstexkursion nach Juliomagus und Tasgaetium

Trotz kühlem und regnerischem Wetter fand sich eine kleine Zahl Archäologiebegeisterter am Samstag 26.9.20 vor dem Thermen-Museum in Schleitheim ein. Markus Höneisen, ehemaliger Kantonsarchäologe von Schaffhausen, nahm sich viel Zeit den Besuchern das römische Juliomagus zu zeigen. Dieser heute kleine Ort war in römischer Zeit nämlich viel bedeutender. Neben den heute in einer neu erstellten Halle zu besichtigenden Thermen gibt es noch sehenswerte Teile eines Handwerkerviertels zu bestaunen. Dank Markus kamen die Teilnehmer auch in den Genuss all jener heute noch im Boden verborgenen bzw. vor Jahren ausgegrabenen römischen Befunde. Und siehe da, wo heute Wiesen liegen, baute sich allmählich vor dem geistigen Auge die veritable römische Siedlung Juliomagus auf.
Markus, herzlichen Dank für deine detailreiche Führung!

Nach einem währschaften Essen im Siblinger Randenhaus war ein kurzer Besuch bei der Wallanlage auf dem Siblinger Berg angesagt. Danach ging es zum zweiten Höhepunkt unserer Exkursion, zum römischen Tasgaetium, das teils auf Boden von Stein a/Rhein, teils auf Terrain von Eschenz (TG) liegt. Auch hier liess sich der Thurgauer Kantonsarchäologe Hansjörg Brem nicht lumpen und bot uns eine informative Führung auf dem Steiner Kastell und führte uns auf die Insel Werd. Neben römischen Befunden und Funden wurden dort von Othmar auch die in den 1930er Jahren gemachten jungsteinzeitlichen und spätbronzezeitlichen Grabungen von Seeuferdörfen gewürdigt. Auch dir, Hansjörg, vielen Dank für die Zeit, die du uns gewidmet hast!
Das Finale fand im Eschenzer Dorfmuseum statt. Und wie! Der gesamte harte Kern der Museumsmann-/frauschaft begrüsste uns als ob wir königliche Gäste auf Staatsbesuch wären. Nach einem eingehenden Gang durch die Sammlung mit ihren vielen prähistorischen, römischen und frühmittelalterlichen Funden erwartete uns ein Apéro höchster Güte. An ein Nachtessen auf dem Heimweg dachte danach niemand mehr, wohl aber an einen schönen Besuch am Hochrhein. Wir freuen uns bereits jetzt, unsere Tasgaetianer*innen einmal am Hallwilersee begrüssen zu dürfen.

Bilder und Text: Othmar Wey

Frühlingsexkursion nach Meienberg und Lunkhofen

Die aufgrund der Corona-Restriktionen auf den 23. August 2020 verschobene Frühlingsexkursion fand schönen Anklang. Denn fast 25 Vereinsmitglieder versammelten sich vor dem historischen Amtshaus in Meienberg bei Sins, um den Erläuterungen des Präsidenten der Stiftung Meienberg, Herr Josef Huwiler, zu folgen.
Das um 1220/30 erbaute Städtchen ging wohl aus einem mitteralterlichen Burglehen hervor, dessen dicke Mauern im Amtshaus z.T. noch sichtbar sind.
In den Wirren vor der Schlacht von Sempach wechselte das Städtchen mehrmals die Hand und wurde schlussendlich 1386 zerstört. Es erlangte nie mehr seine vorherige Bedeutung. Von 1415-1803 war es Untertanengebiet der alten Eidgenossen.


Nach einer wohl verdienten Kaffeepause im nahe gelegenen Restaurant Kreuz galt unser nächster Halt der römischen Villa von Oberlunkhofen-Schalchmatthau, die 1897-1900 ausgegraben wurde.
Gemäss dem Fundmaterial dürfte der Gutshof um 50 n.Chr. erbaut und wohl um 250 n.Chr. aufgelassen worden sein. Es handelt sich um ein klassisches römisches Herrenhaus mit Porticus und Eckrisaliten. Der östliche Risalit diente als Badetrakt und ist heute als einziger Teil der römischen Anlage sichtbar. Sie ist mehrphasig. Als bedeutendster Fund gilt der bronzene Torso eines Jünglings (Bacchus?). Mosaikböden wurden dagegen keine gefunden.
Weitere Mauern von zwei Gebäuden in unmittelbarer Nähe lassen annehmen, dass noch unausgegrabene Teile des römischen Gutshofes wie Ökonomiegebäude und Wohnhäuser im Boden schlummern.


Höhepunkt unserer Exkursion waren die hallstattzeitlichen Grabhügel im Bärhau oberhalb von Unterlunkhofen. Sie wurden zwischen 1865 und 1899 ausgegraben, wobei leider die damals angewandte Grabungstechnik heute viele Fragen offen lässt.
Bärhau weist eigentlich zwei Grabnekropolen auf. Die erstere besteht aus 60 kleinen Grabhügeln, die im 8. Jh. v.Chr entstanden sind. Auf dem Gelände wurde der Tote kremiert und seine Überbleibsel in einer Urne gesammelt. Zusammen mit wenigen weiteren Gefässen wurde über der Urne ein 1-2m hoher Grabhügel aufgeworfen. 
Als letzter Grabhügel des 8. Jh. entstand ein grösserer Grabhügel (Grab 61, das beim Bau des Vereinshauses zur Hälfte zerstört wurde), der den Grabritus der 2. Nekropole vorwegnimmt. Die tote Person wurde nun körperbestattet und ihr wurden statt Keramikgefässe Metallobjekte als Grabbeigaben mitgegeben. Bemerkenwert ist, dass der Tote mit einem Schwert ausgestattet wurde. Eine Seltenheit im Schweizer Mittelland!
Die 2. Nekropole entstand wohl erst im 6. Jh.v.Chr. und besteht aus den grossen Grabhügeln 62 und 63. Leider sind die Grabungen als unsachgemässe Ausschlachtung zu taxieren, so dass wir nur wenig über die Befunde und die Vergesellschaftung der Funde wissen. Dies ist umso bedauerlicher, da im Grabhügel 62 eine reiche Frau mit Silberarmringen mit Goldmuffen, Armbrustfibeln sowie figürlichen Anhängern bestattet wurde. Ob auch Nachbestattungen vorhanden sind, ist unklar.
Auch der Grabhügel 63 scheint eine vornehme Frau enthalten zu haben. Zu ihrer Grabausstattung gehören Teile eines Wagens. Solche finden sich in der Regel nur in Gräbern der obersten Elite der damaligen Zeit!

Text: Othmar Wey; Bilder: Toni Schamböck / Othmar Wey

Wiedereröffnung der Steinzeitwerkstatt Boniswil am Sonntag, 5. Juli 2020

 

Nach der Corona – bedingten Schliessung der Steinzeitwerkstatt Boniswil anfangs März- sämtliche bereits gemeldeten Schulklassen haben ihren Besuch abgesagt - soll sie wie gewohnt am 1. Sonntag im Monat, also am 5. Juli, diesmal aber bereits ab 11 Uhr bis  16 Uhr geöffnet werden, samt  leckerer «Pfahlbauer Wurst» vom Grill und Getränke.

 

Eigentlich war geplant, die neu dazu gemieteten Räumlichkeiten samt neuer Ausstellung der Bevölkerung zugänglich zu machen, dies wird aber wegen der Schliessung noch nicht möglich sein, höchstens Teile davon.

 

Aus gleichem Grunde musste die im April geplante 6. GV brieflich durchgeführt werden. Nachdem der Verein zum zweiten Mal finanziell leicht im roten Bereich notierte, wurde die angekündigte Mitgliederbeitragserhöhung einhellig gutgeheissen: neu zahlen Einzelpersonen Fr 50.- und Familien/Paare Fr 80.- pro Jahr, gleich geblieben ist der Beitrag im 200er Club, nämlich Fr 200.- alle zwei Jahre, dafür profitiert dieser Club von einem extra durchgeführten weiteren Anlass mit aktueller Ausgrabung, Museumsbesuch o.ä.

 

Im Vorstand ist Max Zurbuchen, Boniswil nach wie vor verantwortlich als Leiter der Steinzeitwerksatt und Führungen, Dr. Othmar Wey, Seengen ist  für Exkursionen und Projekt Gestaltung der Steinzeitwerkstatt zuständig, Heidi Villiger, Birrwil koordiniert u.a. den Steinzeitshop, Dr. Sandra Mathews, Baden ist neu Aktuarin und Didi Schrödinger, Boniswil bekleidet neu das Amt des Kassiers, Pitsch Schmid, Birrwil präsidiert den Förderverein.

 

Auch die Frühsommerexkursion wird nun definitiv am Sonntag 23. August durchgeführt mit Ziel Unter- und Oberlunkhofen, nämlich zu den hallstattzeitlichen Grabhügeln und zur römischen Villa und anschliessend nach Meienberg im Oberfreiamt, der bereits im Mittelalter verwüsteten Stadtgründung. Für das Wochenende vom 26./27. September ist die Herbstexkursion in die Region Klettgau -Schaffhausen-Stein a/Rhein mit Übernachtung und Besichtigung diverser Fundorte geplant.

 

Inoffiziell haben die Aktivitäten bereits am 20. Juni mit einer Archäologischen Führung über historische Fundstellen der vergangenen 4500 Jahren im Seetal, (Sarmenstorf – Seengen – Boniswil), durchgeführt von Präsident Pitsch Schmid im Programm der Volkshochschule Oberfreiamt, s. alle Aktivitäten unter www.steinzeit-live.ch.

 

 

Pitsch Schmid, Präsident des Fördervereins Steinzeitwerkstatt Boniswil

 

Steiziit-Füür
Feuer.mp4
MP3 Audio Datei 3.3 MB

Herbstanlass 2019:

Herbstexkursion Thusis-Oberhalbstein-Julierpass

Unter kundiger Führung unseres Archäologen Othmar Wey besuchten bei sonnigem Herbstwetter ein Dutzend Mitglieder der Steinzeitwerkstatt Boniswil die Region Thusis- Tiefencastel-Oberhalbstein-Julierpass, durch die spätestens seit der Römerzeit wichtige Handelsrouten der Nord-Südalpenquerung führten.
Die zweitägige Exkursion führte uns am Samstag zu urgeschichtlichen Siedlungs-plätzen bei Lenz und Cazis sowie zu den Felszeichnungen bei Carschenna.
Auf einem abschüssigen vom Gletscher rund geschliffenen Felssims regten gepickte konzentrische Kreisdarstellungen, Punktbilder und deutlich erkennbare beladene Lasttiere zum Nachdenken an. Da freiliegend der Witterung ausgesetzt, werden diese noch heute rätselhaften Felszeichnungen im Laufe der kommenden Jahrhunderte allerdings für immer verloren gehen.

Auf der Burgruine Hohen Rätien überraschte uns die atemberaubende Aussicht von der Plattform des besteigbaren Turmes.
Die Eigentümerin, die Familie Jecklin, unterhält und erforscht die Anlage dank einem Förderverein und ihrer Familienstiftung. Herr Jecklin erläuterte uns die neuesten Erkenntnisse über die Nutzung der Anlage als Sust für Säumer und Lasttiere auf ihrer Route von Chur via der Viamala nach Italien. Siedlungsspuren aus der Bronze- und Römerzeit zeigen, dass hier bereits Jahrtausende früher Menschen wohnten.

Als ideale „Sust“ für unsere Exkursion erwies sich das Hotel Albula-Julier in Tiefencastel. Wir wussten den modernen Komfort und die feine Verpflegung zu schätzen, wenn wir uns die Plackerei der mittelalterlichen Handelsreisenden oder der römischen Legionäre vorzustellen versuchten.

 

Der zweite Tag war ganz dem Oberhalbstein gewidmet. Wir besuchten mit Carschenna vergleichbare Felsbilder oberhalb von Tinizong sowie bronzezeitliche und römische Siedlungen auf der Motta Vallac bei Salouf sowie bei Savognin. Othmar machte uns zudem auf den bedeutenden prähistorischen Erzabbau im Surses aufmerksam. Hier wurde in den Bergen oberhalb von Savognin und Marmorera auf über 2000 m Höhe seit der späten Bronzezeit Kupfer- und Eisenerzlagerstätten ausgebeutet. Abraum- und Schlackenhalden sind dort oben heute noch sichtbar.

Während der angenehmen Mittagspause im Restaurant Murmarera am Marmorerasee sahen wir uns die Burg Marmels, die in einer steilen, schattigen Felswand klebt, lieber aus der Ferne an.
Alsdann fuhren wir auf den Julierpass, wo bei Ausgrabungen eines kleinen römischen Heiligtums auch die zwei heute dort stehenden Säulenfragmente zu Tage kamen.
Kurz unterhalb des Julierpasses, in der Nähe von La Veduta,  finden sich in den Fels eingetiefte Karrengeleise. Es ist nicht einfach, dem Verlauf der historischen Passstrasse zu folgen, denn das Gelände hat sich in 2000 Jahren stark verändert. Wasser sorgte fürs Abrutschen weicher Geländepartien, Felsstürze deckten mit schweren Blöcken die Trasse immer wieder zu. Hier lernten wir auch die Geschichte des heute nur noch Wanderern bekannten Septimerpasses kennen, der lange Zeit in direkter Konkurrenz zum Julierpass stand.

 

Voll von Erinnerungen an die malerische, sehr abwechslungsreiche Landschaft des Surses mit ihrer eigenen wechselvollen Geschichte traten wir unsere Heimreise an, einige so begeistert, dass sie kaum die nächste Exkursion abwarten mögen.
(Text und Fotos: Toni Schamböck/Othmar Wey)

Frühlingsexkursion 2. Juni 2019

Exakt wie bei Petrus bestellt fand die Frühlingsexkursion bei sonnig-heissem Wetter statt. 20 interssierte Steinzeitler sammelten sich frohgelaunt beim Schulhaus in Effingen.
Unser erster Besuch galt der  historischen "Römerstrasse" am Bözberg, die auf ihrem besten Teilstück noch auf mehreren 100m gut erhalten ist. An ihrem oberen Abschluss wurde sogar ein Nagelfluhband künstlich durchschnitten. Dank Othmar's Strassenbesen liess sich Wagenspuren noch deutlich im alten Strassenbett erkennen.
In Schwörstadt beeindruckten uns die Überreste eines Megalithgrabes. Das "Seelenloch" der noch einzig vorhandenen Grabwand wie auch die den 19 Bestattungen mitgegebenen Beigaben lassen gemäss Othmar's Ausführungen eine Entstehungszeit in der Horgener Phase um 3500-3000 v.Chr. vermuten.

Via Schupfart, wo es ausser einem Kaffeehalt eine (frühmittelalterliche?) Motte zu bestaunen gab, gelangten wir zu etwas Ausgefallenem auf der Fluh oberhalb Rothenfluh. Astroarchäologen fanden hier im Wald niedrige, langgezogene Stein-Erdwälle. Sie scheinen so angelegt zu sein, als ob sie den Sonnenauf/untergang zu wichtigen Zeiten innerhalb des Jahreslaufes anzeigen müssten. Grabungen gab es bis dato noch keine, eine Datierung fehlt entsprechend. Dafür setzte unter den Teilnehmern eine lebhafte Diskussion rund ums Thema "Archäoastrologie" ein.

Den Abschluss bildeten als Höhepunkt unserer Tour durchs Fricktal die Wallanlagen auf dem Wittnauer Horn. Via Buschberg, wo sich noch ein Grabhügel aus der Hallstattzeit im Ackerfeld abzeichnete, gelangten wir nach 30-minütigem Spaziergang zu den Wällen und Gräben. Leider wurde der Fundplatz bereits um 1935 ausgegraben, entsprechend sind viele Fragen heute unbeantwortet. Trotzallem, die Überreste aus der Spätbronze- und Hallstattzeit sowie der Spätantike (um ca. 270-350 n.Chr.) und des Frühmittelalters beeindrucken noch heute. Gerne liessen die Steinzeitler hier ihren Tagesausflug mit einem feinen Apéro ausklingen.

 

Jubiläums-GV vom 25. April 2019

Die Jubiläums-GV zum 5-jährigen Bestehen des Fördervereins vom 25. April 2019 wird mit Sicherheit allen Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Bereits der Ort war ungewöhnlich. Statt in der urchigen, engen Steinzeitwerkstatt traf man sich im Saalbau der Gemeinde Boniswil. Hier wurden die Teilnehmern mit einer paläolithischen Sonderausstellung begrüsst, die sie um 15'000 Jahre in die Eiszeit zurückversetzte.

Nach den freundlichen Begrüssungsworte und einem Apéro mit geräuchertem Wildpferd und Wildpferdsalami sowie getrockneten Blaubeeren zog Othmars ppt-Präsentation die Teilnehmer in Bann. Kurz aber fundiert wurde in die  Ausstellung eingeführt.
Die letzte Eiszeit näherte sich langsam ihrem Ende. Noch war es kalt, gerade +10° betrug das damalige Monatsmittel im Juli, sogar -20° war es durchschnittlich im Januar. Wildpferd und Ren durchstreiften das Schweizer Mittelland, das sich als baumlose Grassteppenlandschaft durchsetzt mit einer Strauchheide präsentierte. Auch Ziesel, Murmeltier, Steinbock, Schneehase und Eisfuchs waren zugegen. Dem Mammut dagegen war es bereits zu warm (!) geworden. Es hatte sich nach Norden verzogen. Pitsch's Sondereinsatz ist es zu verdanken, dass die Teilnehmer trotzallem in den Genuss eines uralten Mammutreliktes kamen, einem versteinerten Mammut-Backenzahn.
  

Gekonnt führte alsdann Pitsch durch das Pflichtprogramm des Abends. Die Präsentation des vergangenen Jahres liess viele Erinnerungen an unsere Ausflüge, vor allem an jenen nach Hallstatt im Salzkammergut, hochkommen. Mit der Wahl von Sandra und Didi wurde der Vorstand verjüngt und um eine Person erweitert. Dem zurüchgetretenen Beat möchten wir an dieser Stelle nochmals für seinen Einsatz herzlich danken.
Dann kam Didis Sternstunde! Nach vertieftem Studium inklusiv diversen Tests zur x-tausendjährigen Eiszeitküche zauberte er einen geschmorten Rentierrücken im Bärlauch/Preiselbeermantel und im Bratenfond gekochtes Sellerie-Lauchgemüse, alles dekorativ überdeckt mit feinem Ruccola auf die Teller. Welch ein Genuss! Da hätte selbst der neuzeitliche Bocuse seine hellste Freude an der Steinzeitküche bekommen! Gratulation Didi! Du hast gezeigt, dass auch unter erschwerten Bedinungen wie dem beschränkten Nahrungsangebot steinzeitwürdiges Essen in der Neuzeit möglich ist.
Auch deinen tüchtigen Helferinnen Heidi, Christina und Eva ein grosses Dankeschön für ihren Einsatz vor und hinter der Küche sowie für die beeindruckende Tischdekoration ...

Da wundert es nicht, dass bei den Mitgliedern die Freude nicht nur lange währt, sondern gewisse sich bereits die nächste GV herbeisehnen. Was wird wohl 2020 aufgetischt? Didi und Othmar werden euch wieder überraschen! Versprochen!!

Unsere Anlässe im 2018

Saurier grüssen Steinzeitler !!


Bereits vor einigen Monaten aufgegleist wurde es nun am Sonntag 25. November Tatsache: 17 Steinzeitler mit PartnerInnen besuchten in Frick 65-220 Mio. Jahre alte Saurier. Uralt traf steinalt zu einem Rendez-vous!

Seit Jahrzehnten wird in einer Grube am Rande von Frick Tonerde abgebaut, seit fast so vielen Jahren weiss man um Versteinerungen und Fossilien, die immer wieder ans Tageslicht kamen. Seit den 1980er Jahren wird von Paläontologen der Abbau der Gesteinsschichten systematischer begleitet bzw. die sie interessierenden Schichten vorausgehend untersucht. Dabei entdeckten sie bis heute die Überreste von 80 Dinosauriern, von Dinobabys bis Alttieren, von Pflanzenfressenden und Raubsauriern; und es scheint, dass noch viele, auch Zeitgenossen anderer Tierarten, auf ihre Freilegung warten.
Andrea Öttl führte uns kompetent von Vitrine zu Schaubild, von riesigen, hängenden Fossilien zu kleinsten Knöchelchen und Versteinerungen. Keine noch so kluge Frage blieb ohne Antwort  .... und deren waren viele. So dauerte - wie üblich bei den Steinzeitlern - die Führung viel länger als geplant. Herzlichen Dank Andrea für die uns geschenkte Zeit!!
Hungrig machten wir uns dann auf zum Frickbergstübli. Cordons bleus in diversen Varianten wurden aufgetischt und manches Gespräch ergab neue Perspektiven - bis nach Neuseeland.

Besuch des PSI in Villigen

Am 5. November war es soweit. 11 Steinzeitler nutzten die nur wenige Tage sich bietende besondere Gelegenheit der Wartung von Anlagen und besuchten auf Einladung von Sandra Matthews das für unsere Verhältnisse hypermoderne PSI in Villigen. Statt Blicke in die tiefe Vergangenheit erhielten wir Einblicke in die nach-postmoderne Welt der Wissenschaft. Statt mit Scherben, Silexabschlägen oder Knochenresten befassten wir uns mit Lichtwellen, Energiefeldern und Beschleunigern, stolperten über Drähte und huschten unter Leitungen durch. Wahrlich, eine andere, trotz allem faszinierende Welt!!

Danke Sandra für Einladung, Apéro und kompetente Führung durch Hr. Knopp!

Exkursion ins prähistorische Salz von Hallstatt und Hallein und an den Mondsee

16 Steinzeitler und ein Hund tröpfelten nach mehrstündiger Fahrt und ein paar Rasts nach und nach am Freitag Abend des 28. September in die "Essbar+Curry" in Puch, wenige km nördlich von Hallein. Mit einem schmackhaften Teller und diversen guten Tropfen einheimischen Gebräus wurde der Start der Salzkammergut-Exkursion eingeläutet.
Der folgende Samstag brachte bereits den Höhepunkt. Nach kurzer Fahrt an den Hallstättersee wurden wir bei der Bergbahn von Hallstatt von Hans Reschreiter, dem langjährigen Leiter der Grabungen im Bergwerk oberhalb von Hallstatt herzlich begrüsst. Bei der Bergstation gab es eine Einführung in die Geschichte und Topographie des Hochtales. Am schattigen, nach Osten ausgerichteten Talhang wurden einst das hallstattzeitliche Gräberfeld mit seinen überreich ausgestatteten Gräbern angelegt und ab Mitte des 19. Jh. etappenweise ausgegraben. Noch heute kommen Gräber zum Vorschein. Kein Wunder, denn man rechnet mit mehreren Tausend Bestattungen.
Nach kurzer Essenspause hiess es sich ins blaue Tenue stürzen und ab gings in die engen prähistorischen Stollen, völlig abseits des Touristenrummels. Grob behauene Salzwände und 2500 jährige Holzverkleidungen der Schächte gaben eine geheimnisvolle Ambiance. In einem etwas breiteren Gangende standen Nachbauten von antiken Bergwerksutensilien. Den Erklärungen zu ihrem Gebrauch folgte gleich die praktische Ausführung. Ja, die Hallstätter waren ein spezielles Völklein. Einiges scheinen sie gleich neu erfunden, sprich ihren spezifischen Arbeitsbedürfnissen angepasst zu haben: Tragkörbe mit einem speziellen Ausschüttmechanismus, lederne Lappen, die sich als "Handschuhe" entpuppten oder Pickel mit für Laien scheinbar unmöglichem Klingen-Holm-Winkel. Ob der Seitenhüftschwung hier im Bergwerk im Lichte brennender Tannenspäne erfunden wurde?
Ans archäologische Herz ging das Schicksal der ältesten Holztreppe Europas, die der Berg langsam zermalmen wollte und nun gerettet in einem eigenen  Mausoleum im innern des Berges besichtigt werden kann.
Nach fast 5 Stunden führte uns ein Touristenzüglein wieder ans Tageslicht. Es reichte gerade noch für eine Besichtigung der Funde im Grabungshaus, vor allem jene aus Leder und Geflechte waren für Steinzeitler beindruckend, bevor wir noch die letzte Bahn ins Tal hinunter erwischen. Danke Hans! Das war eine total gelungene Präsentation. Noch Enkelkinder werden davon hören!
In Hallstatt lud uns der Gasthof Simony zu einem verdienten und den Magen füllenden Essen ein bevor wir wieder nach Puch aufbrachen.
Der strahlend schöne Sonntag Morgen begann mit einem Supermorgenessen beim Kirchenwirt, nachdem unser ausgebuchtes Hotel nicht in der Lage war für alle etwas aufzutischen. Aber das Schicksal wollte es so: Unerwartet trafen sich hier zwei Hergiswilerinnen. So klein ist die Welt!
Danach erwartete uns Henrik Pohl, Leiter der Unterwasserprospektionen im Salzkammergut beim Pfahlbauhaus-Pavillon am Mondsee. Nach Erklärungen zur Forschungsgeschichte der Jungsteinzeit des Salzkammergutes führte uns ein kurzer Spaziergang ins Pfahlbaumuseum von Mondsee. Ja, wenn 2027 die geplante grosse Sonderausstellung zu den Pfahlbauten Österreichs stattfindet werden die hier ausgestellten Kleinode, so zwei jungsteinzeitliche Tierfiguren aus Ton, uns ein weiteres Mal ins Salzkammergut führen! Vielen Dank Henrik, dass du einen Sonntag Vormittag für uns geopfert hast!
Hallein hiess unser drittes Ziel, Heimat des Keltenmuseums mit den Funden aus den Gräbern vom Dürrnberg. Staunend ging es von Vitrine zu Vitrine, übervoll an Grabbeigaben. Auch hier verdankten die Einheimischen ihren Reichtum dem ab der Hallstattzeit abgebauten Salzgestein. Das historische Salzburg war nur ihr Nachfolger. Dem widmeten sich später bei Regenwetter ein paar Nichtzurückreisende, andere flohen ins sonnige Kärnten, dem Tessin der Österreicher.

Fotos Othmar Wey, Heidi Villiger, Pitsch Schmied und Rolf Bosshart

200er Clubmitglieder in Vindonissa

Ein Dutzend Mitglieder des Club 200 der Steinzeitler traf sich am späten Nachmittag eines wunderschönen Sommertages zu einer Spezialführung durch das römische Kastell Vindonissa. Unter der kundigen Leitung von Barbara Stüssi-Lauterburg lernten wir zuerst das Legionslager kennen. Wie war es strukturiert, wo und wie wohnten die einfachen Legionäre. Obwohl die Contubernia (Mannschaftsbaracke) bereits einige Annehmlichkeiten bot, scheinen die höheren Offiziere in anderen Sphären gelebt zu haben. Die Ausgrabung einer durch glückliche Umstände noch gut erhaltenen Offiziersküche beeindruckte nicht nur durch ihre schiere Grösse. Funde von Speiseabfall und Reste der Zubereitung wie Austern, Muscheln, Singvögeln, Oliven, ....  liessen den Luxus des römischen Kommandostabes erahnen.
Drei der vier Zugangstore sind noch als Fundament erhalten. Bei der Porta Praetoria kam sogar ein gut erhaltener Strassenkörper mit entlangführenden Wassergräben zu Tage. Gut gelungen fanden wir die Foto, die den Schnitt durch Strasse und Gräben zeigt!
Eine römische Kaserne musste versorgt werden. Dazu liessen die Römer neben befahrbaren Strassen u.a. zwei Wasserleitungen bauen, die Frischwasser aus dem Gebiet Richtung Birrfeld nach Vindonissa brachte. Die eine ist noch heute als einzige nördlich der Alpen in Funktion (!) und kann an einer Stelle unterirdisch besichtigt werden. Viele Einheimische von Windisch sind besonders stolz auf dieses Relikt aus römischer Zeit.
Ausserhalb des Legionslagers liegt das weitherum bekannte Amphitheater. Es setzte den Schlusspunkt unseres Rundganges. Nach über 2 Stunden Führung (herzlichen Dank Barbara Stüssi!) liessen wir den angebrochenen Abend mit einem feinen Apéro und unterhaltsamen Gesprächen ausklingen.

Fotos Othmar Wey, Pitsch Schmid

 Frühlingsexkursion zu Grabhügeln im Seetal


Am sommerlich warmen Sonntag des 10. Juni trafen sich ein Dutzend Mitglieder der Steinzeitwerkstatt zu ihrer traditionellen Frühlingsexkursion. Wie üblich ist sie einem archäologischen Thema in der Region gewidmet. 2018 waren es Grabhügel zwischen Seengen AG und Kleinwangen LU im mittleren Seetal. Sie sind so zahlreich, dass diesmal die Exkursion bereits am Vormittag begann.
Gewisse aufgesuchte Geländedenkmäler sind bereits vor Jahrzehnten ausgegraben worden wie jener Grabhügel auf dem Sonnenberg von Reinach oder der Nunneli im Flurenwald von Fahrwangen. Bei letzterem konnte man immer noch den um 1860 im zentralen Bereich des Monumentes angelegten, den Grabhügel vielmehr zerstörenden Grabungstricher klar erkennen. Betrüblich für moderne Archäologen, aber jede Wissenschaft startete einmal bei Null. Grobe Fehler sind daher unvermeidlich. Andere Grabhügel harren noch der gesicherten archäologischen Bestätigung als Grabdenkmal, d.h. sind noch unerforscht. So auch unser erstbesuchter im Tannhölzli oberhalb Birrwil oder jener sich wunderschön im flachen Gelände abzeichnende von Kleinwangen-Seefeld. Hier genossen wir am Seeufer ein lauschiges Mittagspicknick, präsidiales Mittagsnickerchen eingeschlossen. Danach führte ein kleiner Abstecher in die Jungsteinzeit. Das Nordende des Baldeggersees wird von zahlreichen jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Seeufersiedlungen umschlossen. Jene von Hitzkirch-Seematt wurde 1938 vom Begründer der Steinzeitwerkstatt Reinhold Bosch ausgegraben und 2011 mit dem UNESCO-Weltkulturlabel  geadelt. Eine Infotafel erläutert den momentanen Sachverhalt.
"Nur was man kennt, kann man schützen". Dieses Bonmot trifft auch auf die Grabhügel im Tannenwald oberhalb Seengen/Villmergen zu. Aus Unkenntnis wurde der eine der dort sich befindenden Erdhügel durch den maschinellen Abtransport von Holzstämmen bis auf den Steinkern verschliffen. In unmittelbarer Nähe entdeckten Heidi und Toni eine Steinplatte, die zwei künstlich eingravierte Markierungen aufweist. Es dürfte sich um einen sogenannten "Lachstein" handeln, wie Max kompetent erklären konnte. Diese zeigten in vergangenen Zeiten Grenzmarkierungen an; tatsächlich befanden wir uns im Bereich der Grenze Seengen-Villmergen.
Moderne Forstwirtschaft hat auch ihr Gutes. Nicht jeder abgestorbene Baum wird heute geschlagen und abtransportiert. So konnten wir an zwei Buchenstämmen eine grössere Zahl von Buchenporlingen (fomes fomentarius) entdecken. Dies ist der Zunderschwamm, aus dessen Trama früher, so auch in der Jungsteinzeit, eine Anzündhilfe hergestellt wurde. Max holte sich gleich einen frischen vom Baum und zeigte wie man das Trama vom übrigen Buchenzunder abtrennt.
Langsam machte sich ob dem vielen Neuen der Hunger bemerkbar. Im Flurenwald schlossen wir unsere Exkursion ab. Pitsch schlich in weiser Voraussicht bei der letzten Station vorzeitig vondannen und sorgte für schöne Glut und schmackhaft grillierte Bratwürste und Cervelats. Mit einem feinen Glas Wein liessen wir den Tag ausklingen. Es war heiss und einige zog es noch in den kühlenden See.

Othmar Wey

Erlebnisreiche 4. GV 2018

Am Donnertag 3. Mai fand die 4. GV des Fördervereins in der Steinzeitwerkstatt Boniswil statt. Der Vorstand konnte fast 30 Steinzeitler begrüssen, darunter einige neue Mitglieder. Gemeinsam schaute man auf ein erlebnisreiches 2017 zurück. Höhepunkt war zweifellos die zweitägige Exkursion an den Neuenburgersee mit seinen zahlreichen Megalithmonumenten.
Auch im angebrochenen 2018 stehen wieder zahlreiche Anlässe auf dem Programm, die jedes Archäologieherz schneller schlagen lässt (siehe unter "Jahresprogramm"). 
Ein jungsteinzeitliches Apéro und Essen gab dem Abend die besondere Note. Jäger Bruno schoss eine junge Wildsau, die als zarter Braten zusammen mit Erbsen, Einkornbrötchen und einem Apfel-Blattsalat an einem Leinöl-Apfelessig-Dost-Peterli-Dressing auf den Tisch kam. Erstaunlich, wie schmackhaft ein Menu bereits in der Jungsteinzeit sein konnte!
Wir nehmen sie, die Steinzeit, ernst! Daher wird auch an der nächsten GV wieder alles Neuzeitliche (ausser Wein) verbannt und strikt steinzeitlich gekocht und genossen!

Othmar Wey

Lenzburger Bezirksanzeiger 10.5.2018:

Exkursion Zürich-Mythenquai

 

Am späteren Nachmittag des 5. Februar 2018 trafen sich 13 kälteresistente Steinzeitler am Mythenquai in Zürich. Ziel dieser Winterexkursion war die laufende Grabung der Kantonsarchäologie Zürich, die auf einem grösseren Baugelände an der Breitingerstrasse seit Oktober 2017 stattfindet. Die Archäologen dokumentieren  Siedlungsschichten der Jungsteinzeit (vor allem aus dem Pfyn und dem Horgen) sowie geringe Reste aus der Bronzezeit. Die Grabungen dauern noch bis in den April 2018.
Der Grabungsleiter Christian Harb erläuterte uns das Bauprogramm und die Bauumstände – die Archäologen arbeiten hier zeitgleich mit den sehr lärmigen Bauarbeiten - und zeigte uns die aktuelle Befundsituation auf dem Gelände. In einem Container konnten die in den letzten Tagen geborgenen Funde bewundert werden. Darunter waren mit Knubben und Schnureindrücken verzierte Scherben aus dem Pfyn und der Schnurkeramik, gedorrte Äpfel, Holzgriffe von Messern, Knochengeräte und vieles mehr.
Christian Harb sei für die Bereitschaft uns seine Grabungen zu zeigen herzlichst gedankt!

Othmar Wey



Liefer- und Zahlungsbedingungen | Cookie-Richtlinie
Förderverein Steinzeitwerkstatt Boniswil