Frühlingsexkursion nach Meienberg und Lunkhofen
Die aufgrund der Corona-Restriktionen auf den 23. August 2020 verschobene Frühlingsexkursion fand schönen Anklang. Denn fast 25 Vereinsmitglieder versammelten sich vor dem historischen Amtshaus
in Meienberg bei Sins, um den Erläuterungen des Präsidenten der Stiftung Meienberg, Herr Josef Huwiler, zu folgen.
Das um 1220/30 erbaute Städtchen ging wohl aus einem mitteralterlichen Burglehen hervor, dessen dicke Mauern im Amtshaus z.T. noch sichtbar sind.
In den Wirren vor der Schlacht von Sempach wechselte das Städtchen mehrmals die Hand und wurde schlussendlich 1386 zerstört. Es erlangte nie mehr seine vorherige Bedeutung. Von 1415-1803 war es
Untertanengebiet der alten Eidgenossen.
Nach einer wohl verdienten Kaffeepause im nahe gelegenen Restaurant Kreuz galt unser nächster Halt der römischen Villa von Oberlunkhofen-Schalchmatthau, die 1897-1900 ausgegraben wurde.
Gemäss dem Fundmaterial dürfte der Gutshof um 50 n.Chr. erbaut und wohl um 250 n.Chr. aufgelassen worden sein. Es handelt sich um ein klassisches römisches Herrenhaus mit Porticus und
Eckrisaliten. Der östliche Risalit diente als Badetrakt und ist heute als einziger Teil der römischen Anlage sichtbar. Sie ist mehrphasig. Als bedeutendster Fund gilt der bronzene Torso eines
Jünglings (Bacchus?). Mosaikböden wurden dagegen keine gefunden.
Weitere Mauern von zwei Gebäuden in unmittelbarer Nähe lassen annehmen, dass noch unausgegrabene Teile des römischen Gutshofes wie Ökonomiegebäude und Wohnhäuser im Boden schlummern.
Höhepunkt unserer Exkursion waren die hallstattzeitlichen Grabhügel im Bärhau oberhalb von Unterlunkhofen. Sie wurden zwischen 1865 und 1899 ausgegraben, wobei leider die damals angewandte
Grabungstechnik heute viele Fragen offen lässt.
Bärhau weist eigentlich zwei Grabnekropolen auf. Die erstere besteht aus 60 kleinen Grabhügeln, die im 8. Jh. v.Chr entstanden sind. Auf dem Gelände wurde der Tote kremiert und seine Überbleibsel
in einer Urne gesammelt. Zusammen mit wenigen weiteren Gefässen wurde über der Urne ein 1-2m hoher Grabhügel aufgeworfen.
Als letzter Grabhügel des 8. Jh. entstand ein grösserer Grabhügel (Grab 61, das beim Bau des Vereinshauses zur Hälfte zerstört wurde), der den Grabritus der 2. Nekropole vorwegnimmt. Die tote
Person wurde nun körperbestattet und ihr wurden statt Keramikgefässe Metallobjekte als Grabbeigaben mitgegeben. Bemerkenwert ist, dass der Tote mit einem Schwert ausgestattet wurde. Eine
Seltenheit im Schweizer Mittelland!
Die 2. Nekropole entstand wohl erst im 6. Jh.v.Chr. und besteht aus den grossen Grabhügeln 62 und 63. Leider sind die Grabungen als unsachgemässe Ausschlachtung zu taxieren, so dass wir nur wenig
über die Befunde und die Vergesellschaftung der Funde wissen. Dies ist umso bedauerlicher, da im Grabhügel 62 eine reiche Frau mit Silberarmringen mit Goldmuffen, Armbrustfibeln sowie figürlichen
Anhängern bestattet wurde. Ob auch Nachbestattungen vorhanden sind, ist unklar.
Auch der Grabhügel 63 scheint eine vornehme Frau enthalten zu haben. Zu ihrer Grabausstattung gehören Teile eines Wagens. Solche finden sich in der Regel nur in Gräbern der obersten Elite der
damaligen Zeit!
Text: Othmar Wey; Bilder: Toni Schamböck / Othmar Wey