Römisches Seengen
In den letzten Jahren häuften sich in Seengen die Grabungsaktivitäten der Kantonsarchäologie Aargau. Zum einen ist der Bauboom in der Kernzone rege, zum anderen
liegen genau hier prähistorische Siedlungszonen, die von der Jungsteinzeit bis ins Frühmittelalter hineinreichen.
Aufgrund einer grösseren Überbauung wird seit Februar 2021 an der Hinterdorfstrasse wieder gegraben und geforscht. Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Neben
spätbronzezeitlichen Siedlungsspuren (um 1000 v. Chr.) in Form von Gruben und Pfostenlöchern entdeckte die Equipe um David Wälchli und Daniel Huber auch einen bis anhin nicht erkannten römischen
Strassenkörper.
Die zweiphasige, ca. 40cm dicke Strassenkofferung weist eine Breite von 7m (!) auf. Innerhalb des Strasse im hangabwärts gelegenen Drittel, findet sich parallel
dazu verlaufend ein ebenfalls zweiphasiger Graben. Die Breite von 7m ist erstaunlich, da 3-4m bei römischen Strassen üblich sind. Ob hier einst eine römische Autobahn durchs Tal führte? Um
die heute bekannten römischen Villen in und um Seengen ans römische Strassennetz anzuhängen, ist eine derartige Breite jedenfalls nicht erforderlich.
Wohin des Weges? Man darf annehmen, dass die römische Strasse von Lenzburg herkommend auf der ersten Geländeterrasse weiter talaufwärts Richtung Süden führte. Im Luzerner Seetal sind denn auch
weitere römische Villen bekannt, aber kein römischer Alpenpass in der Zentralschweiz, der die Überbreite der Strasse erklären würde. Noch verbleiben also einige Fragen, die erst mit
zukünftigen Grabungen beantwortet werden können.